die LebensBohnen


In Italien kursiert die Geschichte von einem Grafen, der sehr alt wurde, weil er ein Lebensgenießer par excellence war. Niemals verließ er sein Haus, ohne sich zuvor eine Handvoll Bohnen einzustecken. Er tat dies nicht etwa, um die Bohnen zu kauen, er nahm sie mit, um so die schönen Momente des Tages bewusster wahrnehmen und um sie besser erzählen zu können. Für jede angenehme Kleinigkeit, die er tagsüber erlebte – zum Beispiel ein nettes Gespräch auf der Straße, das Lächeln seiner Frau und das Lachen seiner Kinder, ein köstliches Mahl,eine feine Zigarre, einen schattigen Platz in der Mittagshitze, ein Glas guten Weines – kurz: für alles, was die Sinne erfreute, ließ er eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Manche Begebenheit war ihm gleich zwei oder drei Bohnen wert. Abends saß er dann vor dem Haus und zählte die Bohnen aus der linken Tasche.Er zelebrierte diese Minuten.

Und sogar an einem Abend, an dem er bloß eine Bohne zählte, war der Tag für ihn gelungen, hatte es sich zu leben gelohnt.

frei nach Horst Conen




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